Kinderarbeit ist im Anbau und in der Verarbeitung von Tabak immer noch weit verbreitet. Zum Welttag gegen Kinderarbeit kritisieren wir erneut die Folgen mangelhafter Tabakkontrolle und den unzureichenden Schutz vor ausbeuterischer Kinderarbeit. Wir fordern die deutsche Regierung auf, international stärkere Maßnahmen der Tabakkontrolle zu fördern sowie Alternativen zum Tabakanbau zu unterstützen. Außerdem fordern wir, dass sie Kinderrechte in der Tabak-Lieferkette schützt und auf Basis des Lieferkettengesetzes durchsetzt, denn Tabakkonzerne profitieren bis dato von ausbeuterischer Kinderarbeit.

Zunahme von Kinderarbeit weltweit

Die Kinderarbeit weltweit hat durch die Coronapandemie zugenommen. Schulen haben geschlossen, die Einkommen vieler Familien sind eingebrochen und so müssen Kinder zum Einkommen ihrer Familien beitragen. Deshalb ist der aktuelle Bericht von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und UNICEF besonders alarmierend, denn in diesen Zahlen sind die Auswirkungen der Coronapandemie noch nicht enthalten: 160 Millionen Kinder weltweit arbeiten in ausbeuterischen Verhältnissen. Etwa 70% der Kinderarbeiter*innen sind im landwirtschaftlichen Sektor tätig, 72% arbeiten in Familien mit und etwa 50% arbeiten unter besonders gefährlichen Bedingungen. Mehr als die Hälfte aller Kinderarbeiter*innen leben und arbeiten in Subsahara-Afrika. Corona, so schätzen die Autor*innen, könnte ca. 9 Millionen Kinder zusätzlich zu Kinderarbeiter*innen machen.

Kinderarbeit in der Tabakproduktion setzt die Gesundheit aufs Spiel

Laut Artikel 32 der UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder das Recht, vor wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt und nicht zu einer Arbeit herangezogen zu werden, die Gefahren mit sich bringt und die Gesundheit sowie die körperliche Entwicklung schädigen kann. Beim Anbau und der Verarbeitung von Tabak sind die arbeitenden Kinder sowohl Chemikalien ausgesetzt als auch Vergiftungen durch die Tabakpflanze selbst, Grüne Tabakkrankheit genannt. Außerdem können durch diese Arbeit eine Reihe weiterer Krankheiten und Verletzungen verursacht werden, beispielsweise Atemwegserkrankungen, Rückenprobleme oder Schnittwunden. Arbeit in der Tabakproduktion ist laut ILO Konvention 182 als eine der schlimmsten Formen der Kinderarbeit weltweit verboten, da sie die Gesundheit der Kinder aufs Spiel setzt.

Trotzdem arbeiten in der Tabakindustrie schätzungsweise 1,3 Millionen Kinder weltweit. Dazu gehört die Arbeit auf Tabakfeldern, bei der Weiterverarbeitung des Rohtabaks sowie bei der Produktion von Tabakprodukten (z.B. Bidis in Indien und Bangladesch). In allen bedeutenden Tabakanbauländern wie Brasilien, Indonesien oder Sambia ist Kinderarbeit im Tabakanbau weit verbreitet.

Was kann getan werden?

Um der Kinderarbeit in der Tabakproduktion umfassend entgegenzuwirken, müssen verschiedene Ebenen einbezogen werden. Ziele sind dabei, zum einen den Konsum von Tabak zu reduzieren, zum anderen die Arbeitsbedingungen zu verbessern und darüber hinaus Kindern eine nachhaltige und langfristige Perspektive für ihr Leben zu ermöglichen. Folgende Schritte sind notwendig:

  • Stärkere Förderung von Tabakkontrollmaßnahmen und -programmen
  • Gesetzliche, vollumfassende Verpflichtung zur Einhaltung von Menschenrechten in der Lieferkette
  • Unterstützung beim Ausstieg aus dem Tabakanbau

So sieht die Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040 in einer der zehn konkreten Maßnahmen zur Tabakkontrolle vor, dass Deutschland im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit Initiativen zur Tabakkontrolle sowie Alternativen zum Tabakanbau unterstützt. Das Strategiepapier wurde vom Deutschen Krebsforschungszentrum, der Deutschen Krebshilfe und dem Aktionsbündnis Nichtrauchen herausgegeben und wird von uns und über 50 Gesundheits- und zivilgesellschaftlichen Organisationen mitgetragen.

Die Bundesregierung sollte sich am internationalen FCTC 2030-Projekt beteiligen und in diesem Kontext Niedrig- und Mitteleinkommensländer im Prozess der Umsetzung des Tabakkontrollabkommens FCTC finanziell unterstützen. Auch im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit ist es wesentlich, Tabakkontrolle stärker zu fördern.

Menschenrechte in der Lieferkette durchsetzen

Deutschland kann außerdem Menschen- und Kinderrechtsverletzungen im Tabakanbau entgegenwirken, indem Unternehmen in die Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in ihren Lieferketten genommen werden. Damit Menschenrechte und Kinderrechte auf Tabakplantagen geachtet werden, braucht es einen wirksamen gesetzlichen Rahmen und einklagbare Rechte.

Das Gesetz für Sorgfaltspflichten in Lieferketten wurde heute im Bundestag verabschiedet. In der kommenden Legislaturperiode sollte es weiter nachgebessert werden, so dass es alle Tabakunternehmen erfasst und Risiken auch ganz am Anfang der Lieferkette analysiert werden müssen – im Anbau.

Nur ein starkes Lieferkettengesetz kann dazu beitragen, dass Kinderarbeit in der Tabakproduktion eingedämmt wird.

Familien unterstützen beim Ausstieg aus dem Tabakanbau

Alternativen zum Tabakanbau müssen weltweit gestärkt werden. Tabakanbauende Familien brauchen Unterstützung beim Ausstieg aus dem Tabakanbau und dem Anbau von alternativen Nutzpflanzen. Um dies zu erreichen, müssen Projekte und Programme zur Alternativen-Förderung finanziert und in der bilateralen Zusammenarbeit stärker gefördert werden.

Entschlossen handeln

Unfairtobacco ist Teil der über 50 Gesundheits- und zivilgesellschaftlichen Organisationen, die hinter der Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040 stehen. Wir fordern von politischen Entscheidungsträger*innen entschlossenes Handeln gegen Tabakkonsum und Nikotinabhängigkeit – für ein tabakfreies Deutschland.

Welttag gegen Kinderarbeit

Hintergrund:

Die Vereinten Nationen haben 2021 zum Internationalen Jahr für die Abschaffung der Kinderarbeit ausgerufen. Das Hauptziel für das Jahr ist es, Regierungen zu drängen, alles Notwendige zu tun, um SDG 8.7 zu erreichen: die Abschaffung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit und bis 2025 auch die Abschaffung von jeglichen Formen von Kinderarbeit.

Artikel 26 der Tabakrahmenkonvention FCTC sieht die Bereitstellung finanzieller Mittel für die Verwirklichung der Ziele der Konvention vor, so auch für die Förderung von Alternativen zur Tabakproduktion, um Tabakbäuerinnen und -bauern andere Einkommensmöglichkeiten zu eröffnen.

„Als Hocheinkommensland kann und sollte Deutschland einen Beitrag für eine tabakfreie Welt leisten und andere Länder im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit unterstützen, basierend auf Artikel 26 des FCTC.“ (Zitat aus der Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040)

Downloads

Factsheet
Kinder haben ein Recht auf eine tabakfreie Welt

Broschüre
Kinderrechte und Tabakkontrolle

Strategiepapier des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), der Deutschen Krebshilfe und dem Aktionsbündnis Nichtrauchen
Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040