Simbabwe produziert rund 160.000 Tonnen Tabak jährlich, Tendenz steigend. Der Großteil davon ist Virginia-Tabak. In den Jahren 2012-15 erwirtschaftete das Land mit Tabak durchschnittlich ca. 22 % seiner gesamten Exporterlöse.

Der Tabakanbau in Simbabwe ist ein Erbe der bis 1980 dauernden britischen Kolonialherrschaft. Nach der Unabhängigkeit blieben die Landressourcen 20 Jahre lang weitgehend unangetastet. Etwa 95% des Tabak wurden bis Ende der 1990er Jahre auf Farmen von weniger als 1.800 weißen Simbawier*innen, den Nachfahren europäischer Siedler*innen, angebaut. Die Arbeiter*innen auf diesen Farmen lebten meist unter den Minimalstandards für Unterbringung, Wasserversorgung und sanitäre Anlagen.

Im Jahr 2000 begann die Regierung mit der so genannten Beschleunigten Landreform (Fast Track Land Reform Programme), mit dem Ziel das Land von Nachfahren der europäischen Siedler*innen an „indigenen“ Simbabwier*innen umzuverteilen. Bis 2002 hatte die Regierung 87% der großen kommerziellen Farmen erworben oder sich angeeignet. Für den Tabaksektor bedeutete das einen starken Einbruch der Produktionsmenge, die erst nach 2008 wieder anstieg.

Obwohl man denken könnte, dass die alten Landarbeiter*innen im Zuge der Landreform bevorzugt Land zugeteilt bekommen hätten, erhielten weniger als 1% der Arbeiter*innen Land von der Regierung. Stattdessen brachte die Landreform neue Bäuerinnen und Bauern hervor, an welche die Regierung das Land verpachtete. Zwischen 2000 und 2013 hat sich die Zahl der Tabakbäuerinnen und -bauern um fast das fünffache gesteigert, von ca. 18.500 auf etwa 90.600.

Diese Farmer*innen konnten kaum Sicherheiten für eine Kreditaufnahme vorweisen, nicht einmal ihr Land, da dieses dem Staat gehört und nur an sie verpachtet ist. Diese Lücke füllte seit 2004 die Tabakindustrie und führte das integrierte Produktionssystem ein. Multinationale Konzerne unterhalten direkte Verträge mit den kleinbäuerlichen Betrieben, denen sie die notwendigen Betriebsmittel auf Kredit überlassen.

Im Gegenzug verpflichten sich die Bauern und Bäuerinnen, Tabak anzubauen und an die Vertragsfirmen zu verkaufen. Mit der Ernte werden dann die Schulden ausgeglichen. So treibt dieselbe Firma die Schulden ein, die auch die Preise für den Tabak festlegt – ein grundsätzlicher Interessenkonflikt.

Im Jahr 2014 standen in Simbabwe 37% der registrierten Tabakbauern und -bäuerinnen direkt bei Tabakkonzernen unter Vertrag. Sie produzierten 68% der gesamten Tabakernte, wovon über 90% an Tochterfirmen von vier multinationalen Unternehmen geht: British American Tobacco (Northern Leaf), Universal Corporation (Zimbabwe Leaf Tobacco), China National Tobacco Corporation (Tian Ze) und Alliance One (Mashonaland Tobacco Company).

Der Tabakanbau in Simbabwe geht außerdem stark zu Lasten der Umwelt, denn für die Trocknung des Virginia-Tabaks benötigen die Farmer*innen Brennholz. Dafür werden laut der nationalen Forstkommission jährlich etwa 50.000 Hektar Wald gerodet.

Lesen Sie noch mehr Details zum Tabakanbau in Simbabwe in unserer Studie Tabakproduktion in Afrika.

Bevölkerung

15,99 Mio. Einwohner*innen (2021)

Human Development Index Rang

146 von 191 (2021)

Welthunger-Index

28,0 (2023)

Bruttonationaleinkommen

1.530 US-Dollar pro Kopf (2021)

Status WHO-Tabakrahmenkonvention (FCTC)

Unterzeichnet und ratifiziert

Tabakanbaufläche

99.029 Hektar (2021)

Zigarettenkonsum

123 Stück pro Kopf (2016)

Raucher

18,4 % (2015)

Raucherinnen

0,5 % (2015)

jugendl. Raucher*innen

16,2 % (13-15 Jährige, 2014)

Quellen

Weltbank, GHI, HDI, FAOSTAT, Tobacco Atlas, WHO