In diesem Jahr muss Deutschland beim UN-Komitee zur Frauenrechtskonvention (CEDAW) berichten. Deshalb hat Unfairtobacco gemeinsam mit neun weiteren Organisationen eine Eingabe an das Komitee geschickt, um auf die Verletzung von Frauenrechten durch Tabakprodukte hinzuweisen.

Update 29.04.2020 – Unser Erfolg!
Das UN-Komitee zur Frauenrechtskonvention (CEDAW) hat unsere Anliegen in den Fragenkatalog an die Bundesregierung aufgenommen.

Zum Tabakkonsum schreiben sie:
„Bitte informieren Sie darüber, welche Maßnahmen getroffen wurden, um Nikotin- und Tabakabhängigkeit unter Mädchen und Frauen zu verhindern und zu reduzieren.“

Das Lieferkettengesetz ist Teil des Abschnitts zur Unternehmensverantwortung im Ausland. Das Komitee stellt vier Fragen zur Gesetzgebung, mit der Unternehmen für die Verletzung von Frauenrechten in Verantwortung genommen werden können. Außerdem soll die Regierung zeigen, wie sie sicherstellt, dass in Handels- und Investitionsabkommen internationale Menschenrechte Vorrang vor den Interessen der Investoren haben.

Rauchen und Passivrauchen

Tabakkonsum tötet jedes Jahr 8 Millionen Menschen, davon in Deutschland etwa 50.000 Frauen. Obwohl die Rauchprävalenz bei Frauen in Deutschland langsam zurückgeht, rauchen dennoch 23% Frauen und Mädchen über 15 Jahren.

Tabak ist ein Menschenrechtsproblem und verletzt insbesondere das Recht auf Gesundheit. Tabak ist die größte vermeidbare Ursache für den Tod durch nicht-übertragbare Krankheiten, zum Beispiel Krebs. Rauchen und Passivrauchen schädigen Frauen insbesondere während Schwangerschaften.

Trotz immenser Gesundheitsschäden hinkt in Deutschland die Tabakkontrolle hinterher. Zentrale Maßnahmen werden nur sehr unzureichend umgesetzt: Tabaksteuererhöhungen, eine umfassende Gesetzgebung für rauchfreie Zonen sowie ein Verbot von Tabakwerbung, Promotion und Sponsoring. Gleichzeitig erhalten politische Parteien von Tabakunternehmen Spenden, Sponsoring oder Unterstützung für Parteiveranstaltungen.

Tabak pflanzen und ernten

Auch der Tabakanbau steht in Verbindung mit der Verletzung von Frauenrechten, zum Beispiel dem Recht auf Gesundheit. Fehlende Schutzkleidung beim Umgang mit Pestiziden und das Nikotin in den Tabakblättern führen zu Vergiftungen. Besonders belastet sind dabei schwangere Frauen.

Deutschland ist einer der führenden Zigarettenexporteure in der Welt und importiert jährlich ca. 115.000 Tonnen Rohtabak. Deshalb ist Deutschland auch verpflichtet, sich für die Einhaltung von Menschenrechtsstandards in der Tabak-Lieferkette einzusetzen. Bislang gibt es jedoch kein Gesetz, das Transparenz und menschenrechtliche Sorgfaltspflicht für in Deutschland ansässige Unternehmen gewährleisten würde. Ein Lieferkettengesetz wird dringend benötigt.

Eingabe an das CEDAW-Komitee

Lesen Sie hier den Originaltext der Eingabe an das CEDAW-Komitee (englisch).

Einreichende Organisationen

Action on Smoking and Health (ASH USA)
BLUE 21 / Unfairtobacco
Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)
Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Deutsches Netz rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen (DNRfK)
Frauen Aktiv Contra Tabak (FACT)
Health Care Plus
IFT-Nord Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung
Vivantes Klinikum Neukölln
VIVID – Fachstelle für Suchtprävention (Österreich)

Tabakkontrolle in Deutschland: Das Recht auf Gesundheit und Frauenrechte in der Lieferkette werden schlecht geschützt.