Das Risiko für die Gesundheit von Raucher*innen durch Corona (COVID-19) ist laut Wissenschaftler*innen und Expert*innen höher als bei Nichtraucher*innen. Durch den Konsum von Tabak riskieren Raucher*innen eine höhere Ansteckungsgefahr und einen schweren Verlauf von COVID-19.

WHO und RKI warnen vor Risiken für die Gesundheit

Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt vor einem Risiko für Raucher*innen sich mit dem Corona-Virus anzustecken. Die Möglichkeit einer Übertragung des Virus ist hoch, denn potentiell mit Viren kontaminierte Finger und damit auch die Zigaretten kommen beim Rauchen häufig mit dem Mund in Kontakt. Zudem haben Raucher*innen häufig eine geringere Lungenkapazität oder leiden bereits unter Lungenkrankheiten. Deshalb sind sie anfälliger für die Erkrankung an COVID-19 und für einen schweren Verlauf. Auch das Robert Koch-Institut zählt Raucher*innen zu einer der Risikogruppen für schwere Verläufe der Krankheit.

Wie hängen Tabakkonsum und COVID-19 zusammen?

Bisher gibt es nur einige wenige wissenschaftliche Studien, die erste Rückschlüsse auf die Risiken für Raucher*innen zulassen. In einer im Chinese Medical Journal veröffentlichten Studie listen die Autor*innen anhand einer Fallgruppe verschiedene Faktoren auf, die sich auf den Krankheitsverlauf auswirken können. Bei Patient*innen, deren Verlauf schwerwiegender war, wurde u.a. festgestellt, dass diese oftmals aktive oder ehemalige Raucher*innen waren. Auch in einer Studie im New England Journal of Medicine zu COVID-19-Patient*innen wird festgestellt, dass viele Patient*innen mit schweren Verlauf bestimmte Vorerkrankungen hatten oder aktive oder ehemalige Raucher*innen waren.

Dennoch empfiehlt sich Vorsicht mit diesen Daten, da zahlreiche Faktoren bei Erkrankung und Krankheitsverlauf eine Rolle spielen. Wissenschaftler*innen haben für ihre Rückschlüsse aufgrund der Neuartigkeit des Virus noch keine zufriedenstellende Datenlage zur Verfügung.

Sicher sagen lässt sich allerdings, dass Menschen mit Vorerkrankungen erheblich stärker betroffen sind. Sie sind anfälliger für Ansteckung, müssen häufiger auf die Intensivstation und mit Sauerstoff beatmet werden.

Durch ihren Tabakkonsum gehören Raucher*innen häufig zu dieser Risikogruppe, sind bereits vorbelastet oder vorerkrankt. Sie haben ein allgemein höheres Risiko für Virusinfektionen, da ihre Bronchialsysteme geringere oder eingeschränkte Abwehrkräfte haben. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) wie auch der Virologe Dr. Christian Drosten warnen daher davor, sich gerade in der jetzigen Zeit einem zusätzlichem Risiko durch Rauchen auszusetzen.

Sucht in der Krise – die Krise als Chance

Auch Expert*innen aus dem Bereich der Tabakkontrolle, darunter Wissenschaftler*innen, Ärzt*innen, Gesundheitsexpert*innen sowie zahlreiche Initiativen und Organisationen aus der Zivilgesellschaft, sorgen sich angesichts der gegenwärtigen Gefahrenlage um Raucher*innen.

Die Verkäufe von Tabak scheinen sich jedoch seit Beginn der Krise nicht verringert zu haben. Die großen Tabakunternehmen Imperial Brands und British American Tobacco erklärten, keine Rückgänge im Verkauf festzustellen, und scheinen nach wie vor hochprofitabel. Das ist nicht verwunderlich: Die Angst der Menschen vor einer Ansteckung ist hoch und die durch Zwang verordneten sozialen Einschränkungen sind extrem belastend. Eine schwere Wirtschaftskrise steckt erst in ihren Anfängen, bedroht aber bereits die Existenz vieler Menschen. Eltern rotieren zwischen Home Office und Home Schooling, ihre Kinder können sich nicht austoben. Es ist nur zu verständlich, dass sich viele in dieser Krise psychische Entlastung durch das Rauchen verschaffen. Sicherlich erscheint es daher auch vielen Menschen gerade zum jetzigen Zeitpunkt als äußerst schwierig, mit dem Rauchen aufzuhören.

Allerdings: Wann, wenn nicht jetzt, ist ein besserer Zeitpunkt dafür?

Die medizinischen Folgen des Rauchens sind hoch, auch ohne COVID-19, und die positiven Effekte eines Verzichts stellen sich körperlich bereits nach wenigen Tagen ein. Die zwangsläufige Durchbrechung von Routine, z.B. durch Verlegung des Arbeitsplatzes ins Home Office, kann sich positiv auf eine Entwöhnung auswirken. Wenn durch die jetzigen Bedingungen nun zu Hause mehr geraucht wird, bedeutet es, dass andere Familienmitglieder mehr durch Passivrauchen geschädigt werden, vor allem Kinder.

Wer Unterstützung sucht, um mit dem Rauchen aufzuhören, kann sich in Deutschland zum Beispiel an folgende Stellen wenden:

Informationen auf www.rauchfrei-info.de

Kostenlose Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:
0 800 8 31 31 31 (kostenfreie Servicenummer)
Montag bis Donnerstag 10.00 – 22.00 Uhr, Freitag bis Sonntag 10.00 – 18.00 Uhr

Es lohnt sich immer mit dem Rauchen aufzuhören, um sich und andere zu schützen. Aber in diesen Zeiten lohnt es sich besonders.